Schmetterlingsforum - Blog und Austauschplatform
Bestandserfassung von Limenitis camilla im Warndt - Einleitung und Fragestellung
1 Einleitung und Fragestellung
Limenitis camilla, der Kleine Eisvogel, ist der in Deutschland häufigste Vertreter der Gattung. Man findet den weit verbreiteten Falter von Westeuropa (äußerster Nordosten Spaniens und von Süd-England ostwärts) über die klimatisch gemäßigte Zone Asiens bis Japan. Nach Süden hin erstreckt sich sein Areal bis nach Mittelitalien, während er im Baltikum und in Südschweden seine nördliche Verbreitungsgrenze findet (Ebert & Rennwald 1991, Henriksen & Kreutzer 1982). In Deutschland ist er in allen Bundesländern nachgewiesen. Wohl aufgrund der großflächig veränderten Waldwirtschaft gilt der Falter inzwischen in den meisten Bundesländern als gefährdet. In der zweiten Fassung der Roten Liste des Saarlandes wird er ebenfalls als gefährdet eingestuft (Caspari & Ulrich 2008). Während der Kleine Eisvogel bis in die 1980er Jahre im Warndt ein vergleichsweise häufiger Falter war, sind seine Populationsgrößen dort in den letzten 30 Jahren deutlich zurückgegangen und an vielen, früher sehr guten Fundorten konnten überhaupt keine Falternachweise mehr erbracht werden. Neben der veränderten Waldwirtschaft kann im Warndt auch der Einfluss des Bergbaues und – damit verbunden – das Sinken des Grundwasserspiegels als Rückgangsursache nicht ausgeschlossen werden.
Am Ende des Sommers 2009 gelangen dem Autor eher zufällig erste Funde von Kotrippen, Exuvien und Hibernacula in einem offenbar gut besetzten Larvalhabitat des Kleinen Eisvogels am Deutschen Geißblatt (Lonicera periclymenum). Dies war der Anlass, systematischer nach der Art zu suchen. Im Saarland sind Nachweise des Kleinen Eisvogels an L. periclymenum kaum bekannt, solche an Schneebeere (Symphoricarpos albus) fehlten bislang (Ulrich & Caspari in Vorb., Ulrich, R. 2000). Es stellt sich also neben der aktuellen Bestandssituation auch die Frage, wo genau und wie gesucht werden muss, um einen Nachweis effektiv zu erbringen oder umgekehrt mit einiger Sicherheit ausschließen zu können.
Die umfangreichen Nachweise von Präimaginalstadien in diesem Jahr sollten Rückschlüsse auf die tatsächliche aktuelle Verbreitung und Gefährdung im Warndt erlauben. Weiter soll gezeigt werden, wie der Nachweis des Kleinen Eisvogels effizient über das Larvalstadium und dessen Spuren erfolgen kann. Ein weiterer Schwerpunkt wird den Eigenschaften der Larvalhabitate gewidmet, in denen die Wirtspflanzen L. periclymenum und S. albus genutzt werden.
Comments
Dieser Artikel ist einfach klasse. Es ist so ziemlich die ausführlichste Beschreibung über Limenitis camilla, die ich bislang gelesen habe. Sehr detailliert und gut strukturiert. Nun hatte ich kürzlich auch eine solche Hibernacula gefunden. Darin war auch eine Raupe, allerdings tot. Was ich nicht im Artikel finden konnte oder überlesen habe, ist die Größe dieser Hibernacula bzw. der Raupen darin. Zunächst dachte ich nämlich, dass es zu klein wäre. Trotzdem habe ich nachgesehen. Die Raupe darin war gerade mal 2 Millimeter groß, kaum als solche zu erkennen. Ist das tatsächlich die Durchschnittsgröße?
Hallo und vielen Dank!
2mm ist eher die unterste Größengrenze. Größer als 5mm sind sie aber nie. Am kleinsten sind sie etwa im Januar, wenn es harten Frost gibt. Dann schrumpeln sie ordentlich zusammen. :-)