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Rhön Exkursion 2013

Rhön Exkursion 2013

Inzwischen ist es schon fast zur Tradition geworden, dass einmal jährlich eine bundeslandübergreifende Exkursion von Falterfreunden durchgeführt wird. 2011 war es Brandenburg, 2012 das Saarland und dieses Jahr haben wir uns die Rhön vorgenommen und dabei gleich drei Bundesländer - Hessen, Bayern und Thüringen - besucht.

Die Teilnehmer kommen auch dieses Mal aus ganz Deutschland. Leider konnten einige der Teilnehmer der letzten Jahre dieses Jahr nicht teilnehmen - dennoch kam ein schöner Kreis zusammen und für den Besuch der doch recht empfindlichen Lebensräume war die etwas kleinere Gruppenstärke gerade gut.

Das Programm:

  • Freitag, 7. Juni: Treffpunkt 13h an der Rhönlust in Bischofsheim und anschließende Wanderung an der [[Wasserkuppe]] über ca. 3h. Anschließend Besuch einer Blockschutthalde.
  • Samstag, 8. Juni: ganztägige Hauptexkursion zum Schwarzen Apollo ({{Parnassius mnemosyne}}) und anschließend einige kurze Abstecher (Trockenrasen, Steinbruch)
  • Sonntag, 9. Juni: Abschlussexkursion nach Thüringen in einen großen Trockenrasenkomplex (u.a. Flugstellen von {{Chazera briseis}})

Die Teilnehmer:

  • Andreas Lange
  • Anita Naumann
  • Benno von Blanckenhagen
  • Detlef Kolligs
  • Eckhard Scheibe
  • Erk Dallmeyer
  • Frank Clemens
  • Gerd Kuna
  • Göran Roeder
  • Hannes Petrischak
  • Hermann Falkenhahn
  • Jürgen Becker
  • Petra Beenen
  • Ralf Bolz
  • Ronny Strätling
  • Steffi Rittermann

Bereits beim Tagfaltersymposium in Leipzig wurden die wesentlichen Eckpfeiler für die Exkursion eingeschlagen. Steffen Caspari übernahm die Initiative und konnte Ralf Bolz gewinnen, uns in die interessanten Gebiete zu führen. Wo sich diese Gebiete genau befinden, kann man in diesem Beitrag nicht nachlesen und alle Exkursionsteilnehmer haben sich verpflichtet, nicht durch unbedachte Weitergabe dieser Information den Entomotourismus dorthin einzuleiten. Es gibt sie nämlich immer noch - letztes Jahr habe ich noch eine ganze Gruppe von sammelwütigen Netzträgern im Dortebachtal an der Mosel erwischt.

Wasserkuppe und NSG Schafstein

Wanderung von den Borstgrasrasen (a) der Wasserkuppe zum NSG Schafstein (b).
a). Zielarten: Boloria eunomia (etwas zu früh), Hemaris tityrus, evtl. E. aurinia (nur jahrweise nachweisbar). Montane Borstgrasrasen von feucht bis knochentrocken (sehr artenreich bis extrem artenarm)
b). Beeindruckende große, natürlich waldfreie Basaltblockhalde mit boreal-nordischer Vegetation, hier gibt es naturgemäß kaum Tagfalter, aber eine wirklich spektakuläre Naturkulisse. Für Nachtfalterkenner: Habitat des disjunkt-boreomontanen Eulenfalters Dasypolia templi, ferner Plusia putnami, Entephria caesiata, außerdem ideales Übungsterrain für die Raupensuche von Nudaria mundana (Rundflügel-Flechtenbärchen, hier massenhaft fliegend, Anfang Juni wohl eine gute Raupenzeit, Falter ab Anfang Juli )Auf der Wasserkuppe ist es noch recht kühl und es fliegen kaum Falter.

Die Botaniker kommen sehr zufrieden zurück. Sehr häufig fliegen Skabiosenschwärmer ({{Hemaris tityus}}) umher und es gelingen eben dank der kühlen Witterung noch einige schöne Bilder und sogar eine Kopula ist dabei.

Die Führung übernimmt Hermann Falkenhahn, der die Gegend sehr gut kennt.

Hier noch einige interessante Funde (Aufzeichnungen bereitgestellt von Anita Naumann):

  • Trollblume [[Trollius europaeus]]
  • Berg-Flockenblume [[Centaurea montana]]
  • [[Nardus stricta]]
  • [[Thesium linophylum]]
  • [[Phyteuma spicata]]
  • Plumpschrecke ♀ [[Isophya kraussii]]
  • [[Phyteuma orbiculare]]
  • [[Orchis mascula]]
  • Christophskraut [[Actaea spicata]]
  • [[Petasites hybridus]]
  • [[Ranunculus platanoides]]

b2ap3_thumbnail_PP8A1137.jpgBlick auf die Winkelhute: die weitläufige Fläche bietet u.a. {{Euphydryas aurinia}} noch einen Lebensraum. Als Wirtspflanze kommen hier sowohl Teufelsabbiss als auch Skabiosen in Betracht.

Es fliegen sehr viele Skabiosenschwärmer umher - ich alleine habe mehr als 30 Tiere gesehen. Man kann sich leicht vorstellen, dass auf dieser riesigen Fläche eine recht große Population leben muss.

b2ap3_thumbnail_IMG_7393.jpg{{Hemaris tityus}} ♂♀ in Kopula. So halten sie für jeden Fotografen eine ganze Weile still. Jeder darf mal.

b2ap3_thumbnail_DSCF7775.jpgSogar eine Eiablage können wir beobachten. {{Hemaris tityus}} ♀ bei der Ablage an Scabiosa.

Im Anschluss besuchen wir noch eine Blockschutthalde am NSG Schafstein.

b2ap3_thumbnail_PP8A1183.jpgMoose und Flechten auf Blockmeeren, -halden und -gletschern Natürliche Blockmeere, -halden und -gletscher gehören zu den wenigen, von natur aus waldfreien Biotoptypen in Mitteleuropa. Da höhere Pflanzen hier nur schwer Fuß fassen können, besitzen konkurrenzschwache Arten wie Moose und Flechten ideale Lebensbedingungen. Zudem bieten Blockansammlungen durch die unterschiedliche Exposition und Neigung der Gesteinsflächen den Moosen und Flechten eine Vielzahl unterschiedlicher Standorte. In den montanen Blockmeeren, -halden und -gletschern der höheren Mittelgebirge konnten zahlreiche Moose und Flechten seit der letzten Eiszeit überleben, die heute fast nur noch in den Alpen und in Skandinavien vorkommen. Die Blocksammlungen am Schafstein gehören zu den artenreichsten und wertvollsten in Mitteleuropa. In größeren Blockansammlungen entstehen durch die Verdunstung von Wasser im Inneren des Blockschuttes Kaltluftströme, die am Fuß der Halde austreten und hier Luftfeuchte und kühle Bedingungen schaffen. Viele der seltenen Moose und Flechten siedeln daher an diesen Kaltluftaustritten am Fuß der Blockansammlungen.

Im Wald vor dem Blockmeer finden wir noch reichlich Einbeere ([[Paris quadrifolia]]), welche recht giftig ist und normalerweise mit 4 Blättern daherkommt. Das einzige Foto, das wir aber davon schießen, zeigt eine Pflanze mit 5 Blättern. Aus diesem Grund ist der Name EINbeere sicher besser.

Erk hat es inzwischen geschafft, in Bischofsheim anzukommen und wir verabreden uns telefonisch, dass er zu dieser Stelle noch dazustoßen kann. Da die Zeit noch ausreicht und ein paar zaghafte Sonnenstrahlen und Mut machen, suchen wir noch eine Flugstelle des Schwarzen Apollos im hessischen Teil der Rhön auf. An diesen Stellen sind die Populationen inzwischen stark gefährdet. Hermann findet noch einen kreativen Weg, wie wir beides - Erk einsammeln und Blättchen zum Drehen von Zigaretten kaufen - hinbekommen können und der Treffpunkt ist die "Kurve im Wald", was wider Erwarten hervorragend funktioniert. Tatsächlich finden wir keinen Schwarzen Apollo mehr, was jedoch bei der Höhenlage auch daran liegen kann, dass dort die Flugzeit noch nicht begonnen hat. Für die bayerische Flugstelle macht man uns jedoch Mut, dass die Art dort am nächsten Tag zu finden sei.

b2ap3_thumbnail_PP8A1208.jpgHier steht kaum noch Storchschnabel, die Hauptsaugpflanze des Schwarzen Apollos. Die Fläche ist von Kühen beweidet und es scheint, viele sind noch gar nicht am blühen.

Gegen Abend beginnt es dann zu regnen und wir freuen uns schon auf ein schönes Weizenbier und was zu essen. Wir sitzen noch lange in der Rhönlust gemütlich beisammen. Es gibt Wild, Forellen und Monsterportionen von Eis mit Erdbeeren (eine ganze Mahlzeit für sich ohne Sahne, mit Sahne ist es schlicht zu viel! Und das für 3 Euro...).

Hauptexkursion: Schwarzer Apollo

Nachdem wir uns beim Frühstück gut gestärkt haben, ein paar Einkäufe erledigt haben, brechen wir viertel vor Zehn auf zum Hauptteil der Exkursion. Heute sollen wir den Schwarzen Apollo sehen. Und wir sehen reichlich! "Schwarzer Apollo war gut getimt, sehr frisch und wie üblich dann auch die häufigste Tagfalterart." sagt Ralf in seiner Mail lapidar... Tatsächlich ist es die häufigste Art. Der Biotop liegt gar nicht mal so hoch und das ist wohl auch der Grund, dass die Art schon fliegt. Die ersten Tiere sehen wir schon aus dem Auto am Feldweg und einige von uns wollen schon aus dem Auto springen. Das Habitat des Schwarzen Apollos, das wir nun besuchen, wird regelmäßig gepflegt, obwohl es sich nicht um ein Naturschutzgebiet handelt. Die Pflege beschränkt sich in diesem Mosaik aus Wiesen, Waldecken und Gehölzstreifen darauf, rotierend die Gehölzstreifen auf den Stock zu setzen und die Wiesen werden sporadisch gemäht. Ärgerlich ist, dass der Bauer, der die Pflege übernommen hat, einige Wiesen, die schwerer erreichbar sind, dieses Jahr offenkundig nicht gemäht hat und überdies blieben nicht wenige Heuballen liegen.

Werfen wir einen Blick in das Habitat:

b2ap3_thumbnail_PP8A1252.jpgDie Wiesen sind in einem Mosaik von Gehölzriegeln eingebettet. Der Montane Wald-Storchschnabel ([[Geranium sylvaticum]]) blüht reichlich und wird eifrig vom Schwarzen Apollo besucht.

b2ap3_thumbnail_PP8A1246.jpgLinks im Bild eine Gebüschreihe, die ebenfalls als Larvalhabitat genutzt wird. Die Raupe frisst in Mitteleuropa an Mittlerem Lerchensporn ([[Corydalis intermedia]]), Hohlem Lerchensporn ([[Corydalis cava]]) und Festem Lerchensporn ([[Corydalis solida]]) [Lepiforum]. Der Lärchensporn ist nur im zeitigen Frühjahr gut zu finden, danach geht er ein und zur Falterflugzeit ist er kaum noch (höchstens in kläglichen Resten) zu finden. Daher müssen sich die Raupen im Frühjahr mit ihrer Entwicklung buchstäblich beeilen. Die ♀♀ finden die Pflanzen nur geruchssensorisch (unter der Erde!) und legen die Eier an trockenes Substrat ab.

b2ap3_thumbnail_PP8A1262.jpgVor ein paar Jahren auf den Stock gesetzt bietet dieser Gehölzriegel im Frühjahr nun ein schönes Larvalhabitat. Die ♀♀ klettern tief in die Vegetation, um dort ihre Eier abzulegen.

b2ap3_thumbnail_PP8A1278.jpgFrisch auf den Stock gesetzt ist dieser Streifen. Der Lärchensport ist hier recht zahlreich anzutreffen und sicher wird der Streifen schon bald zur Eiablage gerne genutzt.

b2ap3_thumbnail_PP8A1274.jpgDiese Wiese hätte gemäht werden sollen, was dieses Jahr nicht geschah. Im letzten Jahr war diese Wiese noch ein häufig besuchter Nektarspender für den Schwarzen Apollo.

b2ap3_thumbnail_IMG_7426.jpgDer Wald-Storchschnabel steht in voller Blüte und dominiert fast alle Wiesen im Habitat.

b2ap3_thumbnail_IMG_7521-Bearbeitet.jpgNun endlich mal ein Bild von der Art selbst. Viele Männchen schlüpfen heute noch und hängen taufrisch und träge im Gras. Beste Bedingungen für alle Fotografen und jeder bekommt schöne Bilder hin. Hier ist ein frisch geschlüpftes ♂ zu sehen. Die ♀♀ lassen sich leicht durch den gelben Farbeinschlag v.a. am Abdomen unterscheiden.

b2ap3_thumbnail_DSC_7708.jpgFoto von Erk Dallmeyer: das hat sonst kaum einer geschafft, de Schwarzen Apollo auf einer anderen Pflanze als Geranium zu finden. Erk hat doppelt Glück und das Tier öffnet die Flügel und sitzt still da.

b2ap3_thumbnail_DSC_7583.jpgHier ein ♀ mit dem typisch gelben Farbeinschlag. Gut zu erkennen ist die Sphragis, die das ♀ vom ♂ verpasst bekommen hat, damit die anderen ♂♂ es nicht mehr belästigen. ♀♀ mit Sphragis sind also schon begattet, ♀♀ ohne Sphragis findet man hingegen kaum. Die Weibchen werden direkt nach dem Schlüpfen, wenn sie noch in der Vegetation sitzen von den ♂♂ gefunden.

b2ap3_thumbnail_Mnemosyne-cardamines.jpgFoto Hannes Petrischak: Ein ♂ des Schwarzen Apollos hat größenwahnsinnigen Besuch in Form eines paarungswilligen Aurorafalters, der ihn heftig umbalzt. Dabei hat er sich extra tief in der Vegetation versteckt... Aus sicht des Aurorafalters: Hui das ist mal ein fettes Prachtweib!

Eine Artenliste erübrigt sich für diesen Tag. Zwar flog noch einiges mehr als Schwarze Apollos, doch haben wir nur Augen für ihn.

Bei der Population handelt es sich um den westlichsten Ausläufer der östlichen genetischen Linie. Lt. Ralf Bolz ist der Schwarze Apollo ursprünglich eine Flachland-Art, die wegen des veränderten Klimas ins montane gedrängt wurde.

An Pflanzen sind noch erwähnenswert:

  • Haselwurz ([[Asarum europaeum]])
  • Schuppenwurz ([[Lathraea squamaria]])
  • Fuchs' Knabenkraut ([[Dacthylorhiza fuchsii]])

Im Anschluss geht es noch in einen Halbtrockenrasen bei Dünsberg. In loser Folge einige interessante Beobachtungen:

  • Großes Windröschen[[Anemone sylvestris]])
  • Silberdistel ([[Carlina acaulis]])
  • Plumpschrecke ♀ ([[Isophya kraussii]])
  • Großer Ehrenpreis ([[Veronica teucrium]])
  • Sommer-Adonisröschen ([[Adonis aestivalis]])
  • Kleiner Frauenspiegel ([[Legousia hybrida]]): Die Art wächst in Getreideunkrautgesellschaften und bevorzugt mehr oder weniger frische, warme und meist kalkhaltige, sandig-lehmige oder -tonige Böden. Der Kleine Frauenspiegel kommt von Schottland bis Nordafrika vor. Östlich dringt er bis Westasien vor. Er ist ein mediterran-submediterranes Florenelement. In Deutschland kommt die Art sehr zerstreut vor allem im mittleren und südwestlichen Teil vor. Darüber hinaus ist sie sehr selten. In Österreich und der Schweiz ist der Kleine Frauenspiegel sehr selten. Vielerorts gilt er als verschollen.Die Art gilt nach der Roten Liste gefährdeter Pflanzen Deutschlands als stark gefährdet.
  • Erbse
  • Kelch-Steinkraut ([[Alyssum alyssoides]])
  • Waldvöglein ([[Cephalanthera]])
  • ?Adonisröschen ([[Adonis cf. annua]])

b2ap3_thumbnail_IMG_7545.jpgKlein und unscheinbar - der Kleine Frauenspiegel. Die Art wächst in Getreideunkrautgesellschaften und bevorzugt mehr oder weniger frische, warme und meist kalkhaltige, sandig-lehmige oder -tonige Böden. Der Kleine Frauenspiegel kommt von Schottland bis Nordafrika vor. Östlich dringt er bis Westasien vor. Er ist ein mediterran-submediterranes Florenelement. In Deutschland kommt die Art sehr zerstreut vor allem im mittleren und südwestlichen Teil vor. Darüber hinaus ist sie sehr selten. In Österreich und der Schweiz ist der Kleine Frauenspiegel sehr selten. Vielerorts gilt er als verschollen. Die Art gilt nach der Roten Liste gefährdeter Pflanzen Deutschlands als stark gefährdet (Gefährdungsstufe: 2), ist jedoch nach der Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) nicht besonders geschützt.

Es finden sich noch recht interessante Falter, denn die Sonne lässt uns noch nicht im Stich. {{Polyommatus thersites}} fliegt in Anzahl. {{Boloria euphrosyne}}, der Silberfleck fliegt abundant und wir können eine Kopula beobachten. Das Larvalhabitat liegt in einem Fichten- und Kiefernwaldstreifen, der am Halbtrockenrasen angrenzt. Zur Nektaraufnahme fliegen die Silberflecke über den Halbtrockenrasen, bevorzugen aber als Saugpflanze auch dort den Kriechenden Günsel. {{Zygaena carniolica}} und {{Zygaena viciae}} finden wir in einigen Exemplaren als Raupe. Die letzten Fragmente von {{Hamearis lucina}} sind noch unterwegs. Auch finden wir alle zu erwartenden Melitaea Arten, jedoch nur als Raupe: {{Melitaea athalia}} und {{Melitaea diamina}}. Vom Großen Gabelschwanz ({{Cerura vinula}}) finden wiur noch einige Eier. Ein Kokon von {{Zygaena loti}} kann von uns im Gelände leider noch nicht eindeutig bestimmt werden.

b2ap3_thumbnail_IMG_7654.jpgErwachsene Raupe von {{Melitaea diamina}}. Es fanden sich leicht einige Exemplare. Ein typisches Verhalten ist, dass die Raupen gerade auch bei trüber Witterung gut auf den Blattoberseiten zu finden sind. Bei {{Argynnis adippe}} beispielsweise kommen die Raupen fast ausschließlich bei trüber Witterung zum Vorschein, während sie bei Sonnenschein meist nur kurze Zeit "sichtbar" sind, hektisch fressen, um direkt wieder zu verschwinden.

b2ap3_thumbnail_IMG_7597.jpgRaupe von {{Zygaena carniolica}}.

b2ap3_thumbnail_IMG_7571.jpg{{Zygaena viciae}} - erwachsene Raupe. Die Raupen waren recht häufig zu finden und auch einige Kokons hingen in der Vegetation.

b2ap3_thumbnail_DSC_7816.jpgKopula des Silberfleck Perlmuttfalters ({{Boloria euphrosyne}}). Der Silberfleck scheint hier einen guten Bestand auszubilden. Sein Nektarhabitat liegt direkt im Halbtrockenrasen, wo er v.a. nach Günsel (hier auch Genfer Günsel) sucht. Sein Larvalhabitat ist direkt angrenzend am Rand eines recht jungen Kiefernbestandes.

b2ap3_thumbnail_PP8A1310.jpgLarvalhabitat des Silberflecks. Am Fuß der Kiefern wachsen genügend gut besonnte Veilchen, die hier für die Ablage genutzt werden. Ein Weibchen konnte bei der Tat ertappt, aber leider nicht fotografiert werden.

Steinbruch am Holzberg bei Bischofsheim

Im Anschluss wollen wir noch Lycaena virgaureae finden. Zwar rechnen wir nicht wirklich schon so früh im Jahr mit der Art, doch können wir uns mindestens das Habitat anschauen. Es handelt sich um ein sehr isoliertes Vorkommen in einem Steinbruch. Dieser stellt sich als noch bewirtschaftet heraus. Wir scheinen aber die noch auf dem Gelände verkehrenden Angestellten nicht weiter zu beunruhigen, obwohl wir in Mannschaftsstärke über das Betriebsgelände marschieren.

b2ap3_thumbnail_DSCF8085.jpgSichtbares Zeichen dafür, dass der Steinbruch noch bewirtschaftet wird. Falter finden wir in den leergeräumten Flächen kaum. Erst im oberen Bereich des Steinbruches am Waldrand werden wir fündig.

b2ap3_thumbnail_DSCF8124.jpgBlick in das potentielle Larvalhabitat von {{Lycaena alciphron}}. Es stehen genügend Wirtspflanzen hier, auch gibt es Fraßstellen. Raupen finden wir jedoch nicht. Ralf Bolz berichtet später noch, dass es einen weiteren, inzwischen stillgelegten Steinbruch gibt, an dem die Art gefunden wurde.

b2ap3_thumbnail_IMG_7964.jpgErst drei Wochen später fliegt nun endlich auch Lycaena alciphron hier in den Vogesen, ca. 40km von der Saarländischen Grenze entfernt. In "normalen" Jahren fliegt die Art auch gut schon mal 2 Wochen früher.

Sonst ist nicht viel bemerkenswertes im Steinbruch. In den Randbereichen finden wir noch eine Kopula von {{Carterocephalus palaemon}}. Die beiden sind sehr fotogen und halten für eine ganze Reihe von Fotografen bei der etwas trüben Witterung mit geöffneten Flügeln still. 

b2ap3_thumbnail_DSC_7959.jpgFoto Erk Dallmeyer. Besser kaum zu machen. Die Tiere saßen auf einer langen Grasähre.

Bei den Pflanzen sind das Männliche Knabenkraut ([[Orchis mascula]]) und das Turmkraut [[Arabis glabra]] erwähnenswert.

b2ap3_thumbnail_DSC_7905.jpgNach dem Steinbruch haben wir noch einen Kurzabstecher in einen Halbtrockenrasen. Hier hat Erk Dallmeyer eine Raupe von {{Lasiocampa trifolii}}, dem Kleespinner entdeckt.

Halbtrockenrasen Wohlmuthhausen, Wallenberge

Der Trockenrasen in Helmershausen ist bekannt für seine gute Population von [[Chazera briseis]], der Berghexe. Für diese ist es natürlich viel zu früh im Jahr. Raupen zu suchen is eher was für hartgesottene und muss überdies vorzugsweise nachts erfolgen.

Folgende Tagfalter können wir auf der Fläche finden:

  • 1 {{Carterocephalus palaemon}}
  • 5 {{Erynnis tages}}
  • 2 {{Pyrgus malvae}}
  • 2 {{Pyrgus serratulae}}
  • 1 {{Pyrgus trebevicensis}}
  • 6 {{Spialia sertorius}}
  • 9 {{Papilio machaon}}
  • 3 {{Anthocharis cardamines}}
  • 5 {{Colias alfacariensis}}
  • 3 {{Gonepteryx rhamni}}
  • 2 {{Leptidea sinapis}}/juvernica-Komplex
  • 2 {{Pieris brassicae}}
  • 3 {{Pieris napi}}
  • 2 {{Pieris rapae}}
  • 1 {{Boloria euphrosyne}}
  • 1 {{Vanessa cardui}}
  • 3 {{Hamearis lucina}}
  • 7 {{Coenonympha pamphilus}}
  • 2 {{Erebia medusa}}
  • 15 {{Lasiommata megera}}
  • 1 {{Polyommatus agestis}}
  • 2 {{Callophrys rubi}}
  • 1 {{Cupido minimus}}
  • 4 {{Polyommatus semiargus}}
  • 1 {{Lycaena tityrus}}
  • 5 {{Polyommatus bellargus}}
  • 20 {{Polyommatus icarus}}
  • 10 {{Polyommatus thersites}}

[[Bunia orientalis], das sonst in Deutschland recht seltene Zackenschötchen, bildet hier gute Bestände aus. Weiter steht da noch Ausdauernder Lein ([[Linum perenne]]), Genfer Günsel ([[Ajuga genevensis]]), und natürlich das für diese Flächen bekannte Katzenpfötchen ([[Antenaria dioica]]). Natürlich stehen hier noch viel mehr interessante Pflanzen, doch haben wir diese natürlich nicht alle aufgeschrieben.

Auf der Fläche finden Benno und Andreas noch eine oder mehrere Bergzikaden. Finden heißt in diesem Zusammenhang hören, was nicht jedem gelingt. Zur Berg-Singzikade gibt es den besten Einstieg unter: http://www.cicadasong.eu/

Weitere Links:
http://www.scielo.br/scielo.php?pid=S0001-37652004000200020&script=sci_arttext
http://www.senckenberg.de/odes/Hertach.pdf
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/mmnd.200800006/abstract
http://hydrodictyon.eeb.uconn.edu/projects/cicada/simon_lab/peet_pages/10_Wade_C_montana.pdf
http://www.cicadasong.eu/tibicinidae/cicadetta-montana.html
http://www.ubs-meineke.de/index.php?id=cicadetta
http://www.bulletinofinsectology.org/pdfarticles/vol61-2008-123-124gogala.pdf
http://www.landesmuseum.at/pdf_frei_remote/LBB_0036_2_1383-1386.pdf

Ich habe überlegt, ob ich den Cicadsong als Klingelton auf mein Mobiltelefon lade - das hätte den Vorteil, dass ich das Hören trainiere und die allermeisten Mitmenschen das Klingeln gar nicht hören.

b2ap3_thumbnail_PP8A1332.jpgVerdammt steil ist dieser Hang. Die Schwalbenschwänze hatten es etwas müheloser auf die Kuppe geschafft - dort gab es Hill-/Treetopping von einigen Exemplaren.

b2ap3_thumbnail_IMG_7702.jpg

Nachdem wir Wohlmuthhausen fertig haben zieht es ordentlich zu - dunkle Wolken verheißen nichts gutes. Dabei wollten wir noch einen anderen - viel größeren - Halbtrockenrasen besuchen. Die Anfahr und den Abstieg zu diesem Hang schaffen einige von uns noch, während sich einige schon vor Regenbeginn entschließen, wieder umzukehren. Die Umkehrer sind besser dran! Ein starkes Gewitter zieht auf. Die trockenen und die nassgwordenen umso mehr freuen sich auf eine Einkehr. Das intensive Programm der letzten drei Tage hat aber keine bleibenden Spuren hinterlassen. 

b2ap3_thumbnail_01-07-2013-22-04-08.jpgNach dem Gewittereinbruch ist eine Einkehr angesagt - wir finden eine hübsche Berghütte und freuen uns auf einige weitere Gespräche, während wir trocknen können.

Erk und Gerd haben nach dem Gewitter noch folgende Arten gefunden: Hermannsfeld, Grenzstreifen Buchenkopf 5527/2: 2 ♂ {{Cupido argiades}}, 2 ♂ {{Glaucopsyche alexis}}, 2 ♂ {{Plebejus argyrognomon}} und 1 {{Boloria dia}}.

Frank hat nach einer langen Heimreise trotz des Wetters noch fünf Eier vom Segelfalter gefunden. Als besonderen Gruß aus Brandenburg hier noch zwei Aufnahmen von Frank:

b2ap3_thumbnail_D4-05_silvicola2009_06_01-Kreuzbruch.jpgCarterocephalus silvicola ♂

b2ap3_thumbnail_D4-04_silvicola2008_05_20_Kreuzbruch.jpgCarterocephalus silvicola ♀

Von Andreas auch noch ein Gruß, der direkt im Anschluß mit seiner aurinia Kartierung in Hessen fortfahren musste:

b2ap3_thumbnail_euphydryas_aurinia_hessen.jpgEuphydryas aurinia bei typischer "Schlechtwetterstellung" - getreu dem Motto viel Zeit, aber wenig Licht und hoffentlich kein Wind.

 

 

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Comments

Janssen (website) on Mittwoch, 17. Juli 2013 09:55

HAllo,
ein höchst interssanter Bericht, den ich mit Freuden gelsenen habe. Vielleicht habe ich nächset Woche in der Rhön ähnliches Glück mit dem schwarzen Apollo....

Vielleicht gibt es noch einen Tip?? Darüber würde ich mich sehr freuen.
LG ANgela

HAllo, ein höchst interssanter Bericht, den ich mit Freuden gelsenen habe. Vielleicht habe ich nächset Woche in der Rhön ähnliches Glück mit dem schwarzen Apollo.... Vielleicht gibt es noch einen Tip?? Darüber würde ich mich sehr freuen. LG ANgela
Hermann Falkenhahn (website) on Dienstag, 17. September 2013 11:50
    Danke für den schönen Bericht. Da ich beim Lichtfang etwas im Gelände vergessen hatte und umkehren musste, um es zu holen, kam ich Samstag leider 1-2 Minuten zu spät am Treffpunkt Bischofsheim. Da war die Gruppe schon ausgeflogen (Pünktlichkeit der Saarländer?). Zwar kannte ich den P.mnemosyne-Biotop bei Oberelsbach, da mein Besuch dort aber schon über ein Jahrzehnt her war, fand ich den Ort / die Gruppe nicht. Ich hatte dennoch einen schönen Tag, schaute aber aus den Rhön-Höhen schaudernd auf die dunklen Wolkenwände, die sich der Parnassius-Exkursion näherten. Es hat ja dennoch alles gut geklappt und ich freue mich für euch. viele Grüsse: Hermann Falkenhahn PS: Der erwähnte und abgebildete Wiesenstorchschnabel ist natürlich der montane Waldstorchschnabel (Kennart der Goldhaferwiesen) (bitte verbessern)
[list] Danke für den schönen Bericht. Da ich beim Lichtfang etwas im Gelände vergessen hatte und umkehren musste, um es zu holen, kam ich Samstag leider 1-2 Minuten zu spät am Treffpunkt Bischofsheim. Da war die Gruppe schon ausgeflogen (Pünktlichkeit der Saarländer?). Zwar kannte ich den [i]P.mnemosyne[/i]-Biotop bei Oberelsbach, da mein Besuch dort aber schon über ein Jahrzehnt her war, fand ich den Ort / die Gruppe nicht. Ich hatte dennoch einen schönen Tag, schaute aber aus den Rhön-Höhen schaudernd auf die dunklen Wolkenwände, die sich der Parnassius-Exkursion näherten. Es hat ja dennoch alles gut geklappt und ich freue mich für euch. viele Grüsse: Hermann Falkenhahn PS: Der erwähnte und abgebildete Wiesenstorchschnabel ist natürlich der montane Waldstorchschnabel (Kennart der Goldhaferwiesen) (bitte verbessern)[/list]
Ronny Strätling (website) on Dienstag, 17. September 2013 13:33

korrigiert . Die Saarländer waren das gar nicht, die so aufs Gas gedrückt haben . Es war wohl deshalb, weil andere schon an der Ziellokation gewartet haben.

korrigiert :). Die Saarländer waren das gar nicht, die so aufs Gas gedrückt haben ;). Es war wohl deshalb, weil andere schon an der Ziellokation gewartet haben.
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